Michi und ich haben zu Beginn unserer Beziehung viel gemeinsam gekocht. Essen verbindet uns seit eh und je. Und weil Michi auch eigentlich ganz gut kocht, wollte ich ihn immer mal dazu drängen, bei “Das perfekte Dinner” auf VOX mitzumachen. Wurde aber nie was draus. A) Keine Lust auf den Stress und B) unsere Wohnung gibt den Platz nicht her für 5 Leute am Tisch plus Kamerateam. Und nun kam alles anders…
Pride Week beim Dinner
Ich erhielt von der Castingabteilung der Sendung den Anruf, ob ich Lust hätte, bei einer Pride Week mitzumachen. Michi könnte ja beim Schnippeln helfen. Kochen mit einer Horde Gays, dacht ich mir, wie schön! Für eine Weile zögerte ich, da mir noch der “Boykott” der sog. “Woche der Vielfalt” vom letzten Jahr im Gedächtnis war. Aber so ein Aufschrei ist ja eigentlich noch viel mehr ein Zeichen dafür, dass wir dem Thema mehr Sichtbarkeit geben müssen. Umso cooler finde ich es von VOX, dass das Dinner auch 2023 wieder mit einer queeren Runde Hobbyköch*innen an den Start geht.
Heteros gehören zum Diversity-Mix dazu
Meine erste Reaktion, nachdem ich unsere Berliner Gruppe kennengelernt hab: Hä? Eine hetero Cis-Frau, ein hetero Cis-Mann und drei schwule Cis-Männer. Sally, Tim, Jan, Karsten und Tobias – c’est moi – sollen den Pride Month beim perfekten Dinner einläuten. Diversität geht anders, oder?
Während der Interviews wurden wir immer wieder gefragt, wie wir uns eine queere Kochrunde vorstellen. Karsten und ich sahen da ganz eindeutig auch Lesben, trans* Menschen, Bisexuelle und Enbies mit im Boot. Da ich anfangs sehr über die Zusammenstellung verwundert war, wandte ich mich auch direkt an die Produktionsfirma. “Das hat der Sender so entschieden.”, war die Ansage. Dass wir Heteros dabei hatten, wurde uns im Laufe der Woche immer sympathischer und diese Entscheidung begrüße ich im Nachhinein sehr. Insgesamt waren wir eine super harmonische und gut zusammengestellte Gruppe. Von den bunten Perspektiven bezüglich LGBTQ+ vielleicht aber etwas eingeschränkt.
Perfektes Date statt Dinner
Als es ums Essen ging, machte ich mir viele Gedanken im Vorfeld. Ich bin absolut kein begnadeter Koch und froh, wenn meine Lasagne oder Salat gut ankommen. Ansonsten gehe ich lieber in die Kantstraße in asiatische Restaurants. Ich backe aber gern und lege viel Wert auf Ästhetik beim Essen. Außerdem gelte ich als fabelhafter Organisator und Gastgeber, also war mir klar, wo mein Fokus liegen wird.
Das Drumherum muss stimmen. Die Inspiration holte ich mir von ehemaligen Dates, mit denen ich noch bei Social Media connected bin und erinnerte mich an die Orte, an denen wir uns getroffen hatten. So wurde jeder Gang meines Dinners eine Berliner U-Bahn-Station und der Abend insgesamt zu einem Date mit mir. Auf dem Dachboden. Schöne Beleuchtung, gemütliche Atmosphäre, eine Mischung aus Berliner Ranz und Chique und dazu leichte Küche à la saiboTeur: Salat mit Dumplings, Erdnusshähnchen mit Gemüse und eine Schokotarte mit Lemon Curd. Wie das Ganze aussah, könnt ihr auf meinem Instagram-Profil auschecken. Die Rezepte dazu gibt’s bei Chefkoch.
Wie läuft so ein Dreh beim Perfekten Dinner ab?
Im Vorfeld bekommt man keinerlei Infos, wer die Mitstreitenden sind. Das erhöht auf jeden Fall die Spannung und ich hatte mir schon so einige awkward Szenarien ausgemalt, auf wen man wohl bei einer Pride-Runde treffen könnte.
Jeden Tag gibt es vorm Essen ein Interview für alle, die gerade nicht kochen müssen. Dazu trifft man sich mit dem Filmteam, welches auch den Abend begleitet und philosophiert in Zweiergruppen über das kommende Menü oder den Vortag. Dann hatten wir immer eine Pause, um uns schick zu machen und wieder pünktlich um 18:30 Uhr bei der Person, die mit kochen dran ist, auf der Matte zu stehen.
Den Gastgeber*intag plant man so, wie man es für richtig hält. Er beginnt ab 9 Uhr morgens und wird nur für ein längeres Interview zwischendurch unterbrochen. Das ist das, was ihr dann immer als Einspieler während der Woche seht. Für mich war das ultra stressig. Ich bin zwar Kameras um mich herum gewöhnt, aber total perfektionistisch und normalerweise brauch ich voll meine Ruhe bei den Vorbereitungen. Zum Glück gingen aber nur Kleinigkeiten schief.
Insgesamt muss man wirklich sagen, dass die Produktion sehr nah am Reality-TV ist. Hier wird einem nichts in den Mund gelegt (pun intended), der Schnitt wird nicht absichtlich so konstruiert, um Menschen bloßzustellen und es herrschte ein sehr wertschätzender Umgang und eine tolle Kommunikation mit uns und dem Team. Klar, nuanciert man gerne mal auch mit einem Kommentar durch den Sprecher, aber das ist ja auch der Charme der Show.
Würdest du das nochmal machen?
Nope. Auf der einen Seite hab ich meine Peeps schon vermisst nach der Woche, denn jeden Tag zusammen essen und über teils sehr intime Stories sprechen, schweißt echt schnell zusammen. Andererseits war ich froh, dass der Stress und die Dauerbeobachtung dann auch überstanden waren.
Es lohnt sich auf jeden Fall, die Erfahrung zu machen. Ich bin total happy darüber, wie gut meine Dinner-Idee mit dem Dachboden und sogar mein Essen ankamen. Für einen ganzen Tag aber unter dem Druck von Scheinwerfern, Redakteurinnen und Kameras – und am Ende auch noch dem Fernsehpublikum – zu stehen, um Menschen so authentisch wie möglich als Gäste zu begrüßen, das mach ich zukünftig doch lieber nur privat und in Ruhe.
Videobeiträge gibt’s bei VOX: