Fertig gebachelort!

Da ich über Instagram und Twitter einige Anfragen zum Thema meiner Bachelorarbeit bekommen habe, stell ich sie euch mit diesem Beitrag einfach mal zur Verfügung (Link unten). Ich habe unter dem Titel „Geschlecht und Gesundheit bei Studierenden“ nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen Gesundheit(sverhalten) und biologischem und sozialem Geschlecht gesucht. Hier ein kurzer Überblick für alle, die nicht die kompletten 30 Seiten durchlesen wollen…

Geschlecht vs. Gender

In der Regel gehen wir davon aus, dass wenn eine Person wie eine Frau oder wie ein Mann aussieht – also typische äußerliche Merkmale erkennbar sind – eben auch eine Frau oder ein Mann ist. Um sich zu versichern, kann man die Hosen runterlassen. Frauen haben eine Vagina und Männer einen Penis. Klar soweit. Um sich zu verunsichern, kann man die Person auch einfach mal fragen: „Siehst du dich selbst eher als Mann oder als Frau?“ Hmm…

Nicht immer müssen die äußerlichen Geschlechtsmerkmale mit dem Selbstbild übereinstimmen. Man unterscheidet deshalb das biologische und das soziale Geschlecht. (Außer man heißt J. K. Rowling, dann hat man gar keine Ahnung von irgendwas.) Biologisch gesehen gilt man als Frau, wenn man zwei X-Chromosomen trägt und als Mann, wenn man ein X- und ein Y-Chromosom besitzt. Das soziale Geschlecht wird auch als „Gender“ bezeichnet und beinhaltet alle soziokulturellen Merkmale. Dazu gehören Geschlechterrollen und Stereotype.

In meiner Arbeit spreche ich von Femininität und Maskulinität. Feminine Personen wären demnach aus Gender-Perspektive Frauen und maskuline Personen Männer. Es gibt natürlich auch Menschen, die sich weder als besonders feminin noch besonders maskulin beschreiben würden. Diese Personen ordnet man in der Wissenschaft als „undifferenziert“ ein. Wenn sich jemand sowohl als stark feminin als auch als sehr maskulin sieht, gilt dies als „androgyn“. Man kann diese Werte mithilfe eines Fragebogens erheben. In meiner Arbeit wurden die TeilnehmerInnen gebeten, sich bestimmten Eigenschaften zuzuordnen (s. GERAS-Skala). Es wurde beispielsweise gefragt „Auf einer Skala von 1 bis 7, wie häufig bist du ängstlich?“

Selbstbild und Gesundheit

Ebenfalls im Fragebogen erfasst wurden folgende Bereiche: subjektive Einschätzung der Gesundheit, allgemeine Lebenszufriedenheit, Studienzufriedenheit, Engagement im Studium, körperliche Beschwerden, depressives Syndrom und generalisierte Angststörung, wahrgenommenes Stresserleben und Burnout. Die Daten wurden vom Fachbereich Public Health der Freien Universität Berlin im Projekt „Healthy Campus Freie Universität Berlin – gesund studieren“ erhoben und freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Die Frage lautet nun: Unterscheiden sich a) Frauen und Männer in ihrer Gesundheit und b) lassen sich auch Unterschiede finden, wenn man statt des biologischen Geschlechts das soziale Geschlecht betrachtet? Und – tadaah – ja, ich konnte durchweg signifikante Unterschiede zwischen den femininen und maskulinen Personen finden. Alle Ergebnisse im Detail könnt ihr im PDF nachlesen.

Gender und Gesundheit, Stresserleben Beispieldiagramm
Abb. 1. Beispiel. Wahrgenommenes Stresserleben. Mögliche Werte zwischen 0 und 100, hohe Werte indikativ für hohes Stresserleben.

Was heißt das?

Nehmen wir mal an, es wird ein Programm zur Prävention von Depressionen entwickelt. In der Regel hat man dabei in der Vergangenheit nur an die Frauen und Männer aus biologischer Perspektive gedacht. Es könnte also sein, dass das Anti-Depressionen-Programm zum einen ganz spezifische Punkte für Frauen angeht und wiederum andere spezifische Dinge für Männer. Aber! Was ist, wenn sich nun eine Frau selbst eher maskulin einstuft? Anhand der von mir ausgewerteten Daten wäre dann für sie möglicherweise die spezifische Prävention für Männer eigentlich passender.

Kurzum: Geschlechtsunterschiede zu finden und zu berücksichtigen ist in der Forschung und Anwendung schön und gut, es reicht womöglich aber nicht aus, hier nur nach dem biologischen Geschlecht zu fragen. Das Gender-Konzept sollte – ich würde sogar eher sagen es muss – gleichermaßen berücksichtigt werden. Weitere Implikationen könnt ihr meiner Bachelorarbeit entnehmen. Dort gehe ich auch etwas genauer auf die einzelnen Erhebungen, Auswertungen und Einschränkungen ein.

» Download als PDF

Falls ihr Fragen oder Anmerkungen zu dem Thema habt, schreibt mir eine mail@saiboteur.de oder auf Twitter @saiboteur.

Momentan arbeite ich dazu auch ein Skript für ein Video aus. Zum Thema Gender würde ich gern ein, zwei Beiträge machen. Stay tuned! ✌️